Auf Einladung der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. und ihres bundesgeschäftsführers Hugo Diederich fand auch in diesem Jahr am 17. Juni am Denkmal auf dem Charlottenburger Steinplatz eine Gedenkfeier für die Opfer des Arbeiter- und Volksaufstandes am 16. und 17. Juni 1953 in Ostberlin und in vielen Industriezentren der damaligen DDR statt.
Die Schirmherrschaft hatte der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Engelmann (CDU) übernommen. Nach der Kranzniederlegung sprachen u.a. die Vorsteherin der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, Judith Stückler, der CDU-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Kai Wegner und das CDU- Mitglied des Berliner Abgeordntentenhauses, Joachim Krüger, zu den Versammelten.
Auch einige Mitglieder der bezirklichen BVV und der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Dieter Gröhler nahmen an der Veranstaltung teil.
Hier der Redetext des Abgeordneten Joachim Krüger: ...
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!
25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung blicken wir heute Morgen gemeinsam hier am Steinplatz auf den Arbeiter- und Volksaufstand am 16. Und 17. Juni 1953 in Ostberlin und in vielen Industriezentren der damaligen DDR zurück.
In ihrem Protest gegen Normenerhöhungen und Lohndruck, gegen Streikverbot und für freie Gewerkschaften und in ihrem Eintreten für freie Wahlen standen die Arbeiter der Stalinallee und aus Henningsdorf sehr allein. Nicht, dass sie nicht viele Berliner aus dem Westteil der Stadt von Herzen unterstützten und auch viele Bundesbürger so dachen,
aber ansonsten hatten sie es schwer:
-der RIAS verbot die Verbreitung des Aufrufs zum Generalstreik,
-die US-Regierung war skeptisch: Sie glaube, der Aufstand sei von den Sowjets eine Inszenierung, um ihre Militärpräsenz in Ostberlin zu erhöhen, um dann Westberlin schneller einnehmen zu können.
-die französische Regierung fürchtete nichts mehr als ein Wiederaufleben eines deutschen Einheitsstaates mit nationalistischer Prägung;
-die DDR-Nomenklatur nannte die Protestierenden vom Westen gesteuerte Provokateure und Rädelsführer und sprach von der „Niederschlagung der faschistischen Provokation, der eine „Parteisäuberung“ von ehemaligen sozialdemokratischen Mitgliedern und Funktionären neben den Schauprozessen und Todesurteilen folgte;
-die Sowjets walzten in gewohnter Art mit Panzern skrupellos den Arbeiterwiderstand nieder, denn: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“
-und dabei konnten sie auch noch auf das Verständnis des britischen Regierungschefs, Sir Winston Churchill, bauen, der diesen Einsatz für gerechtfertigt erklärte.
-und die Bundesregierung, die protestierte, Resolutionen verabschiedete, intervenierte, aber erkennen musste, wie es später Franz-Josef Strauß formulierte: „Damals ist einem die ganze deutsche Ohnmacht wieder bewusst geworden!“.
Aber das alles schreckte die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht davon ab, neben dem Protest gegen die Anhebung der Arbeitsnormen für freie Wahlen, Demokratie und deutsche Einheit einzutreten.
Dieser Mut nötigt uns auch und gerade heute noch Respekt und Achtung ab und ist vorbildlich.
Deshalb ende ich damit:
Das mutige Handeln der Menschen des 17. Juni 1953
-gehört in jedes Geschichtsbuch des 20. Jahrhunderts, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa,
.gehört in den Geschichts-, Sozialkunde- und Politikunterricht aller Schulformen
und gehört – und da bin ich mir mit Herrn Grohnau einig- als Gedenktagseintrag in jeden deutschen Kalender!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!