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17.06.2014, 10:00 Uhr | Joachim Krüger, MdA
Rede anlässlich des Jahrestages 17. Juni 1953
Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und von den Opferverbänden, sehr geehrte Zeitzeugen, meine Damen und Herren!
Warum ist es heute nach 61 Jahren noch immer sinnvoll, ja geradezu zwingend, junge Menschen mit dem 17. Juni 1953 zu befassen?
- Knapp 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der Teilung Europas fehlt jungen Menschen die Erfahrung und damit auch die Vorstellung, was es bedeutete, dass Deutschland mehr als 40 Jahre gespalten war.
- Knapp 25 Jahre nach dem Fall der Mauer erscheinen unserer Jugend unser demokratischer Rechtsstaat und die Wirkung der Grund- und Menschenrechte in unserem Land als eine Selbstverständlichkeit.
Die Ereignisse um den 17. Juni 1953 kennenzulernen heißt für junge Mensch zu erfahren, was es bedeutet, wenn...
- Arbeiterinnen und Arbeiter vom Staat durch willkürliche Arbeitsnormen ausgebeutet werden und keinen Schutz durch freie Gewerkschaften haben;
- ein kommunistisches System mit dem Slagan: „Die Partei –gemeint ist die der Arbeiterklasse- hat immer recht“ dem Mehrparteienstaat aushebelt und freie, gleiche und geheime Wahlen abschafft;
- freie Meinungsäußerung und z.B. die Ausübung des Demonstrationsrechtes zur Gefahr für Leib und Leben wurden;
- im damaligen Kommunismus ebenfalls in brutaler Weise selbst systemkonforme Kritik aus den eigenen Reihen der Partei verboten und bestraft wurde;
- in Schauprozessen ohne die Anwendung rechtsstaatlicher Prinzipien Menschen willkürlich angeklagt und verurteilt wurden;
- Presse, Rundfunk und Fernsehen gleichgeschaltet und nur im Sinne der herrschenden Einheitspartei berichten durften;
- die Besatzungsmacht UdSSR als Garant der kommunistischen Herrschaft jedes Bestreben nach Demokratie und Freiheit mit ihren Panzern niedergewalzt hat.
Es gibt wohl kein anschaulicheres Beispiel in der Geschichte nach 1945 als den 17. Juni, um jungen Menschen zu zeigen, dass...
- der Kommunismus ein Menschenrechte und demokratische Grundfreiheiten vernichtendes System war und ist;
- Demokratie und Rechtstaatlichkeit erstritten und immer wieder kraftvoll gegen ihre Feinde errungen und verteidigt werden müssen;
- es Situationen gibt, wo Menschen beim Kampf um eine demokratische Ordnung einen langen Atem haben und auch schmerzliche Rückschläge hinnehmen müssen;
- die freiheitliche Demokratie trotz ihrer Mängel allein schon wegen ihrer Achtung vor der Würde des Menschen jedem anderen politischen System weit überlegen ist, unterdrückt, aber auf Dauer nicht ausgemerzt werden kann;
- das mutige Engagement der unter Lebensgefahr für eine demokratische Ordnung Ringenden für die Jugend heute ein Vorbild ist und uneingeschränkte Anerkennung verdient.
Und deshalb, und ich komme auf meine Ausgangsthesen zurück, ist es heute wichtiger denn je, dass die Ereignisse um den 17. Juni 1953 in ihrer historischen Anschaulichkeit ein wesentlicher Bestandteil des Geschichts- und Sozialkundeunterrichts an unseren Schulen und in unseren Jugendeinrichtungen sind und bleiben und, wo das nicht mehr der Fall ist, wieder werden müssen!
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